Preisgestaltung als freiberuflicher Texter

Kannst Du mir nicht eben kurz diesen Text schreiben. Du kannst das doch so gut.
Bekommst auch ‘n Zehner dafür, wenn er gut ist!

Dabei handelt es sich um einen klassischen Spruch, den ich regelmäßig zu hören bekomme. Welche Kosten ich selbst zu tragen habe und welcher Aufwand hinter meiner Arbeit steckt, wird dabei häufig nicht berücksichtigt. Mit diesem Text möchte ich etwas Aufklärung zur Preisgestaltung schaffen, um das Verständnis für meine Arbeit – und die Arbeit meiner Kollegen – zu verbessern.

Die Arbeitszeit

Das Kalenderjahr hat 365 Tage, aber nicht alle Tage verbringe ich mit meiner Arbeit. Sie sicherlich auch nicht, oder? Die 52 Wochen haben Samstage und Sonntage, in der Zahl also 104 freie Tage. Hinzu kommen 11 gesetzliche Feiertage, die es in Nordrhein-Westfalen gibt – in anderen Bundesländern sogar noch mehr. Und Sie machen sicherlich auch einen Urlaub, oder? Ich rechne mit 28 Urlaubstagen im Jahr, was etwa dem durchschnittlichen Urlaub der deutschen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer entspricht. Dazu kommt: An 19,5 Tagen im Jahr ist ein Angestellter im Durchschnitt krankgeschrieben. Auch diese Zahlen muss ich als freiberuflicher Texter berücksichtigen. Denn: Keine Arbeit, kein Verdienst. Es bleiben also nur 203 Arbeitstage im Jahr, an denen ich tatsächlich an meinem Schreibtisch sitze.

Vor allem durch meine Tätigkeit im Motorsport arbeite ich häufig auch am Wochenende. Wenn ich Rennberichte für Teams oder Fahrer erstelle, arbeite ich in der Regel bis zum späten Sonntagabend. Aber auch andere Texte werden fristgerecht und innerhalb weniger Tage erstellt. Für meine Kunden fallen dadurch keine zusätzlichen Kosten an.

Zusätzliche Arbeit ohne Verdienst

Weiterbildungen sind auch für Texter wichtig, um die Qualität der Arbeit aufrecht zu erhalten. Wie sieht die neueste und beste Suchmaschinenoptimierung (SEO) aus? Wie verfasse ich den besten Post für Facebook oder Instagram? Und wie arbeite ich überhaupt mit WordPress und Co.? Rund 2 Tage im Monat wende ich für die stetige Fortbildung auf, was zusätzliche 24 Tage im Jahr entspricht. Hinzu kommt die Zeit, die ich nicht für das Schreiben der Texte aufwende, sondern für die Büroarbeit. Ich muss neue Projekte akquirieren, mit Kunden verhandeln, Werbungen schalten, Rechnungen schreiben und Steuererklärungen erstellen. Auf die größte Herausforderung des Jobs als freiberuflicher Texter entfallen weitere zwei Tage pro Monat, also 24 Tage im Jahr.

Heißt: Für das reine Schreiben der Texte bleiben lediglich 155 Tage im Jahr.

Unproduktive Zeit

Als freier Journalist eine volle Auslastung zu erzielen, ist schwierig. Es gibt immer wieder einige Stunden oder gar Tage, an denen die Projekte und Aufträge ausbleiben. Mit großen Kunden kann eine Auslastung von über 90 Prozent erreicht werden, in der Regel kann der freiberufliche Texter allerdings nur eine Produktivität von etwa 70 Prozent erreichen. Auch das muss beim Verdienst berücksichtigt werden. Heißt also, dass von den 155 Tagen nur knapp 109 Tage mit Aufträgen gefüllt sind. Daraus ergibt sich eine effektive Arbeitszeit von etwa 10 Tagen im Monat. Merken Sie jetzt, wie kostbar die Arbeitszeit eines Freiberuflers ist?

Die Kosten als freiberuflicher Texter

Wenn Sie morgens zur Arbeit fahren, finden Sie auf Ihrer Arbeitsstelle in der Regel ein gut ausgestattetes Büro vor. Auch darum muss ich mich selbst kümmern. Es fallen monatliche Kosten für die Miete sowie Büromaterial und Software an. Außerdem sind Telefon und Internet erforderlich. Möglicherweise fahre ich sogar zum Kunden hin, um Projekte oder das weitere Vorgehen zu besprechen. Reisekosten sind für mich daher ebenso zu beachten, wie erforderliche Versicherungen. Dabei entstehen monatliche Fixkosten von rund 1.000 Euro, die ich zusätzlich zu der Sozialversicherung aufbringen muss. Die Sozialleistungen sind ohnehin ein großer Kostenfaktor für Freiberufler, denn bei den Selbstständigen gibt es keinen Arbeitgeber, der sich daran beteiligt.

Wie hoch ist also der Stundenlohn?

Damit ich wirtschaftlich arbeiten kann und nicht am Existenzminimum leben muss, erarbeite ich mir also ein Monatseinkommen von etwa 5.000 Euro, dass sich aus dem durchschnittlichen Bruttolohn der Deutschen in Höhe von 3.970 Euro, den monatlichen Fixkosten von rund 1.000 Euro sowie dem Arbeitgeber-Anteil der Sozialleistungen zusammensetzt. Bei einer effektiven Arbeitszeit von zehn Tagen, an denen ich jeweils acht Stunden arbeite, kommen also 80 Stunden im Monat zusammen. Das bedeutet, dass ich einen Stundenlohn von 62,50 Euro verdienen muss. Alles unter der Annahme, dass ich regelmäßig neue Kunden finde, die ich mit meinen Texten begeistern kann und natürlich, dass ich gesund bleibe und keine längeren Krankheiten zu überstehen habe. Ein Risiko, das Selbstständige nur zu gut kennen…

Macht es für Sie nun Sinn, dass ich mit einem Stundenlohn von 60 Euro rechne?

Wie hoch sind die Kosten für einen Text?

Mit welchen Kosten müssen Sie nun also planen, wenn ich einen Text für Sie erstelle? Es gibt einige Texter, die bei ihrer Preisgestaltung mit einem festen Wortpreis arbeiten. Das ist eine Möglichkeit, aber für meine Kunden keine gerechte Lösung. Es gibt Texte, bei denen ich einige Zeit recherchieren oder sogar Interviews führen muss. Andere Aufgaben hingegen, lassen sich in kurzer Zeit bewältigen. Im Durchschnitt kann ich zwischen 500 und 1.000 Wörtern pro Stunde schreiben, demnach ergibt sich ein Preis zwischen 6 und 12 Cent pro Wort. Am liebsten erstelle ich jedoch individuelle Angebote, die sich an die Wünsche und Anforderungen des Kunden anpassen. Daher freue ich mich auf Ihre Kontaktanfrage!